Situationen managen.

Der Begriff wird von sehr vielen Leuten komplett missverstanden. Man verkauft eben nicht alles, was irgendwie Gewalt beinhaltet als Management, um sich als die besseren Menschen zu fühlen!
Bei Notfall- oder Gefahrenmanagement kann ein Aversivreiz sicherlich vorkommen, wie das Festhalten der Leine oder ein Weiterziehen.
Das sind Dinge, die wir gar nicht diskutieren wollen, komplette Gewaltfreiheit im Gesamtumgang ist unmöglich.
Fällt mich ein Hund an (die Formulierung ist reine Absicht!), dann darf ich mich auch gerne verteidigen. Fürs Training sieht es schon anders aus, das ist und bleibt vor allen Dingen belohnungsbasiert.

Was ist also Management genau?
In erster Linie ist es eine Liste an Maßnahmen, damit der Hund nicht mehr in die Situation kommt, in der er unerwünschtes Verhalten zeigen kann. Ich umgehe Situationen gezielt, ich halte Abstand, ich sichere durch Schleppleine oder Maulkorb. Ich handle vorausschauend und verantwortungsbewusst, weil ich meinen Hund nicht einfach in eine Situation knallen lasse, die er nicht meistern kann. Passiert es doch, sollten alle Beteiligten auch wieder heil aus der Sache kommen. Und künftig bemühe ich mich, dass sich so etwas nicht wiederholt.

Warum brauche ich Management?
Weil der Nachteil des belohnungsbasierten Trainings nun einmal ist, dass man ohne auftrainierte Signale und Werkzeuge nicht sonderlich weit kommt. Übrigens ist das auch bei strafbasiertem Training so, zumindest wenn man auf die positive Strafe blickt. Beides funktioniert erst dann adäquat, wenn es eine Vorbereitungszeit durchläuft.
Der spontane Körperblock ist mehr oder minder unwirksam, um Verhalten auf Dauer zu beeinflussen. Es sei dann, man sieht „auf Dauer“ als Dauerhemmen, oder man straft so heftig, dass das Verhalten ausstirbt.
Nachhaltigkeit wird dadurch also eher nicht erreicht. Sowohl die positive Verstärkung, als auch die positive Strafe können ihr Potential erst entfalten, wenn sie auch in akuten Situationen wirken: Dazu müssen sie konditioniert und generalisiert werden.

Warum verzichte ich dann überaupt auf positive Strafe?
Weil sie quasi gar nicht richtig angwendet werden kann. Selbst wenn mein Timing stimmt, ich einen Strafreiz konditioniert habe, wirklich IMMER (und ohne Ausnahme) strafe, sobald das unerwünschte Verhalten auftritt und eine Alternative einfordern kann bzw. dem Hund die Möglichkeit gebe, den unangenehmen Folgen auszuweichen, kann ich nur schwer gewährleisten, dass der Hund die Strafe nicht mit mir verbindet.
Und da die korrekte positive Strafe genauso viel Vorbereitung wie die positive Verstärkung braucht, wähle ich natürlich die für den Hund und mich angenehmere Variante.

Spontan angewandte positive Strafe ist sicherlich verständlich und auch zu verzeihen, sofern man damit eben keine Verhaltensänderung herbeiführen möchte. Auch ein einmaliges „Nein“ ist nachvollziehbar und schädigt normalerweise nicht das Vertrauen.

Deshalb Management!
Bis ich meine Werkzeuge der positiven Verstärkung voll nutzen kann, greife ich eben auf bestimmte Strategien zurück. Das ist durchaus auch Arbeit. In dieser Phase kann der Hund sogar die Lernerfahrung sammeln, das er eben nicht mehr sämtlichen Reizen ausgesetzt wird und wird vielleicht ein Stückchen zugänglicher.

Und was ist mit negativer Verstärkung und negativer Strafe?
Beide sind spontan durchaus einsetzbar. Negative Verstärkung als funktionaler Verstärker, wenn der Hund beispielsweise ausweichen möchte und negative Strafe, wenn die Konsequenz logisch ist. Spiele ich mit meinem Hund so wild, dass er hochdreht, beende ich das Spiel, auch um ihn die Möglichkeit zu geben, wieder herunterzukommen. Das Spiel kann dann ruhiger fortgesetzt werden.

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